So wird der Nugget winterfit

Der Winter steht unmittelbar vor der Tür. Und ehe hartnäckige Kälte einsetzt, will ich hier allen Neueinsteigern in Sachen Campingbus kurz zeigen, wie das Goldstück fit für den Winter wird. Denn nur wenn der Camper etwas gehegt und umsorgt wird, übersteht er Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auch schadlos. Doch keine Sorge: Der Bus ist mit wenig Aufwand bereit für Väterchen Frost.

Für den ersten gemeinsamen Winter mit dem neuen, vierrädrigen Freund der Familie gibt es im Prinzip zwei mögliche Szenarien:

 

1.: Der Nugget soll im Winter nicht genutzt werden, und steht bis zum Frühjahr an einem Ort.

 

2.: Der Nugget soll auch im Winter aktiv genutzt werden. Sei es im Alltag ober bei gelegentlichen Touren - ein echter Fan lässt sich von ein bisschen Eis und Schnee nicht ins Bockhorn jagen. Denn ein gut geheizter Nugget ist im Winter soooo heimelich ....

Mit etwas Vorbereitung übersteht der Nugget den Winter auch am Straßenrand problemlos.



Vor dem Winter muss man sich unbedingt um die Wasser-/Abwasseranlage kümmern! Und zum anderen brauchen die Batterien Pflege. Die Wasseranlage muss vor allem gründlich entleert werden, denn schon kleinere Wasserreste führen bei Frost zum Zerstören der Armatur. Wie bekommt man die Anlage wasserfrei? Zum einen muss man den Frischwassertank entleeren. Um alle Wasserreste zu entfernen öffnet man die Ablasshahn im Fach unter der Kühlbox.  Ich lasse den Frischwasserablass dann den ganzen Winter über offen, so dass auch eventuell entstehendes Kondenswasser (auch in geringen Mengen) ungehindert ablaufen kann.

Untersuchungen haben belegt, dass es für die Trinkwasserhygiene günstiger ist, den Frischwassertank trockenzulegen. Und das kann nur gelingen, wenn auch der Weithalsverschluss vom Frischwassertank unter der Spüle dauerhaft offen bleibt. So kann Luft auch in den Tank zirkulieren, und vorhandene Feuchtigkeit trocknet relativ schnell. Wer will kann hier auch mit sauberen Papierküchentüchern nachhelfen. Vorher aber bitte auch die Hände waschen, damit möglichst nur wenige Keime in den Tank gelangen.

 


Zum Öffnen der Weithalsverschlüsse hat sich ein einfachers, selbstgebasteltes Werkzeug aus einem Stück Regalprofil seit Jahren bewährt. Auch ein Stück Sperrholz mit zwei an der richtigen Stelle eingedrehten Schrauben erfüllt ebenfalls seinen Zweck. Ich habe zwei Schrauben der Stärke M8 mit Inbus-Kopf verwendet, damit die Verschlussdeckel beim Öffnen und Schließen unbeschädigt bleiben.

 

Der Vollständigkeit halber lege ich auch immer den Abwassertank trocken: Ablasshahn auf und den Tankdeckel entfernen.


Damit die Luft auch durch die beiden Tanköffnungen zirkulieren kann, entferne ich im Winter immer die Bett-Verlängerung über den Tanks. Das Brett und das Polster verstaue ich im Winter im Keller.

 

Zum Abschluss sollte man dann unbedingt den Hauptschalter der Wasserpumpe (unter dem Herd versteckt im Bereich der Sitzbanklehne) öffnen. Jetzt kann der Wasserhahn ganz geöffnet werden, ohne dass die Pumpe läuft. So läuft oft noch mal ein kleiner Schluck Wasser aus der Armatur in den Frischwassertank.


Wer einen Warmwasser-Boiler in seinem Nugget hat, der muss den natürlich für den Winter ablassen. Die recht kleine Ablassschraube (Gewinde M5) verstaue ich immer in einem Plastiktütchen in der Besteckschublade. So kann auch hier eventuell vorhandenes Rest- oder Kondenswasser ablaufen.

 

Damit auch die Warmwasserleitung zwischen Armatur und Warmwasserboiler vollständig leer läuft, muss man die Armatur in der mittleren Stellung offen stehen lassen: So gelangt Luft in beide Leitungen (warm und kalt), und die Armatur wird schnell trocken.


Das Trockenlegen der Wasseranlage ist sowohl für Winter-Fans im Nugget wie auch für Winter-Muffel Pflicht. Mit Wasser in der Armatur oder der Pumpe würde nächtlicher Frost diese Bauteile sonst zerstören. Egal ob der Bus am Tag gefahren wird oder nicht. Lediglich während einer Tour – bei der dann durchgehend heizt – kann man die Wasseranlage vorrübergehend wieder befüllen. Sobald der Nugget danach aber wieder ohne laufender Heizung abgestellt wird, muss man die Wasseranlage ungehend wieder gründlich entleeren. 

 

Wenn man allerdings nur eine Nacht im Nugget verbringe möchte, ist das Befüllen und Entleeren in der Regel zu aufwändig. Ich nehme dann einfach ein paar Flaschen mit Leitungswasser mit in den Bus. Pro Person und Nacht reichen meist zwei Liter für eine kurze Katzenwäsche und den Morgenkaffee ...

 

Wird der Nugget im Winter überhaupt nicht gefahren, dann sollte man sich auch ein bisschen um die Reifen kümmern: Um Standplatten (dauerhafte Verformungen der Reifen durch lange, statische Belastungen) vorzubeugen, kann man den Reifendruck für die Standzeit auf 4,0 bis 4,5 bar erhöhen. So bleiben die Pneus etwas besser in Form. Weiterführende Maßnahme wie das gelegentliche Umparken oder speziell geformt „Reifen-Wiegen“ sind in der Praxis meist zu aufwändig und damit wenig praxistauglich.

Bei den Akkus im Nugget sollte man die Pflege sehr genau nehmen: Insgesamt sind vier Akkus an Bord – zwei für das Fahrzeug unter dem Fahrersitz und zwei für die Bordelektrik unter dem Beifahrersitz. Und jeder dieser Akkus schlägt einigen Hundert Euros zu Buche!

 

Weshalb brauchen die Akkus in der Winterpause überhaupt Pflege?

 

Blei-Akkus  entladen sich allmählich selbst. Auch wenn keine Verbraucher genutzt wird.


Das Problem: Beim Entladen einer Blei-Batterie bilden sich auf den Bleiplatten feine Sulfatkristalle. Normalerweise werden die Sulfat-Kristalle beim nächsten Ladevorgang wieder aufgelöst - damit ist alles im grünen Bereich. Verbleibt der Akku jedoch längere Zeit in teilentladenen Zustand, dann wachsen die Sulfat-Kristalle auf den Akku-Platten allmählich und werden größer. Ab einer gewissen Kristallgröße lösen sich die Kristalle allerdings beim Laden nicht mehr auf.

 

Das Resultat: Die Batterie verliert so allmählich einen Teil ihrer Kapazität durch die unlösbare Sulfat-Schicht - der Akku stirbt allmählich.

 

Das kann man jedoch leicht verhindern, in dem man den Bus alle vier bis sechs Wochen für ein Nacht an Landstrom (230 Volt) anschließt. So werden die feinen Sulfat -Kistalle frühzeitig beim Laden aufgelöst, noch bevor sie auf die kritische Kristallgröße anwachsen.

 

Wenn der Nugget allerdings fern ab einer Steckdose geparkt wird, ist das Nachladen im Stand praktisch unmöglich. Dann kann man die Akkus eigentlich nur über eine fest installierte Solar-Anlage zuverlässig nachladen. Moderne Solarregler laden dabei auch gleichzeitig die Batterien des Basisfahrzeugs, wenn die Bord-Akkus voll sind. Somit hat man mit einer Solaranlage auf dem Nugget das ganze Jahr über einen Nutzen:


Im Sommer ist man unabhängig vom Landstrom (z. B. auf Campingplätzen) und im Winter werden die wertvollen Akkus zuverlässig und ganz ohne Aufwand gepflegt. Wer seinen Nugget mehrere Jahre behalten möchte, sollte deshalb ernsthaft über die Montage einer Solaranlage nachdenken. Es lohnt sich auf jedem Fall! Denn spätestens beim Weiterverkauf bekommt man die Kosten für die Solaranlage wieder erstattet: Ein gut informierter Käufer weiß, dass mit einer Solaranlage die Akkus gut gepflegt wurden, und ist dann auch bereit einen höheren Fahrzeugpreis zu bezahlen. Und im Sommer freut sich der Käufer über die gesparten Stromtarife auf den Campingplätzen...

 

Die Sorge um die Akkus entfällt natürlich, wenn man auch im Winter regelmäßig fährt. Wobei meine Messreihen mit dem Batterie-Computer haben ergeben, dass zumindest bei meinem Baujahr (2014) während der Fahrt nur sehr wenig Energie in den Bordbatterien ankommt. Eine Folge der „intelligenten“ Lichtmaschinensteuerung der aktuellen Motoren. Auch vor diesem Hintergrund lohnt eine fest installierte Solaranlage auf dem Dach des Goldstücks. Ich habe zusätzlich noch einen Ladebooster installiert, um die Akkus möglichst zügig wieder auf 100 % zu bekommen. 

Mit diesem kurzen „Programm“ ist der Nugget fit für Frost & Eis. Einen letzten Blick sollte man noch der Standheizung schenken: Eigentlich ist die Eberspächer Dieselheizung sehr zuverlässig. In all den Nugget-Jahren hat sie mich noch nie im Stich gelassen. Doch auch für die Heizung gilt: Wer rastet, der rostet! Und deshalb freut sich der Brenner darüber, wenn er alle paar Wochen mal für eine halbe Stunde richtig Feuer geben darf!


So bekommen alle bewegten Bauteile in der Standheizung ein bisschen "Auslauf" und der Diesel in der Dosierpumpe und der Zuleitung zum Tank wird gegen frischen ausgetauscht.

 

So gerüstet macht der Nugget auch im Winter mächtig Spaß und auch ohne Winter-Camping steht so einem einem problemlosen Start im  nächsten Frühjahr steht nichts im Weg.